Im dunklen Raum mit sich selbst konfrontiert

Überraschende Momentaufnahmen

Fotoausstellung, Lich, 12.11.2009

Fotoausstellung der Gießener Künstlerin Maggie Thieme

(uhg). „Es gibt eine Menge Menschen, aber noch mehr Gesichter, denn jeder hat mehrere“. Dieses Zitat aus den „Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ von Rainer Maria Rilke ergänzt die eindrucksvollen Fotografien der Gießener Filmwissenschaftlerin und Künstlerin Maggie Thieme, die jetzt im Restaurant Savanne zu sehen sind. Titel: „Dark room – Light souls“.

„Dass es hier regelmäßig Ausstellungen zu sehen gibt, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Dass wir heute eine so interessante Fotoausstellung vorstellen können, freut mich besonders“, sagte Hans Gsänger vom benachbarten Kino Traumstern zur Vernissage.

Die Vorgeschichte: Zum Festival „Eigenart“ in der Gießener Nordstadt hatte Maggie Thieme im vergangenen Jahr eine eigene Installation aufgebaut. In einem absolut dunkeln Raum war jeder einzelne Besucher konfrontiert mit den eigenen „Ängsten, Erwartungen, Widerständen und dem Bild von sich“.

Maggie Thieme: „Allein in der Dunkelheit, zwischen den Selbst und dem Ungewissen, zeigt jeder ein anderes Bild von sich. Nichts scheint endgültig. Zart und doch unentschieden erscheinen Selbstbilder und werden zu nicht zu Ende geträumten Entwürfen“.

Die Lösung des dunklen Geheimnisses. Die Künstlerin hielt dem Unbekannten einen lebensgroßen Spiegel entgegen, drüber hielt sie die kleine Digitalkamera und blitzte den Besucher an, der sich für den Bruchteil einer Sekunde im Spiegel sehen konnte.

Herausgekommen sind dabei die unterschiedlichsten Momentaufnahmen. Überraschte Gesichter, abwesende Gesichter, mal überblitzt, mal eher im Dunkeln. Ein betrachtenswertes Panoptikum menschlicher Ausdrucksformen. Großformatig ausgedruckt, so dass die Körnung zu sehen ist und gefasst in silbergraue Rahmen, stellen die gut 15 Exponate durchaus eine Bereicherung für das afrikanische Restaurant dar. Die Rückwand der Bühne, die normalerweise ein vielfarbiges Wandgemälde zeigt, wurde mit einem schwarzen Tuch verhängt.

Hier kommen die Fotografien und daneben die kleinen Texttafeln besonders gut zur Geltung. „Dark Room- Light souls“, eine gelungene Installation, die noch bis zum 9. Dezember in der „Savanne“ zu sehen ist. Zu wünschen wäre der Ausstellung, dass sie zum Ort ihrer Entstehung zurückkehrt: in die Gießener Nordstadt.

DARK ROOM – LIGHT SOULS

VERNISSAGE 8.11. – 9.12.2009
Sonntag; 8.11.2009, 17.00 UHR
„Statt Giessen“, Traumstern, Lich

Maggie Thieme (Digitalfotografie, mit Rilke Texten)

„Daß es mir zum Beispiel niemals zum Bewusstsein gekommen ist, wie viel Gesichter es giebt.

Es giebt eine Menge Menschen, aber noch viel mehr Gesichter, denn jeder hat mehrere.“

R.M. Rilke

2008 betraten Besucher und Besucherinnen des Nordstadtfestivals Eigenart die Inszenierung „Dark Room“. In einem absolut dunklen Raum waren sie konfrontiert mit den eigenen Ängsten, Erwartungen, Widerständen und dem Bild von sich.

 

Allein in der Dunkelheit, zwischen dem Selbst und dem Ungewissen, zeigt jeder ein anderes Bild von sich. Nichts scheint endgültig. Zart und noch unentschieden erscheinen Selbstbilder und werden zu nicht zu Ende geträumten Entwürfen.